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Allgemeine Fuchsbedingungen

Na du,

 

diesen Text widme ich jedem, der sich Gedanken oder Ansprüche in Bezug auf meine Erreichbarkeit macht – oder gar glaubt, Ansprüche auf diese geltend machen zu können. Da ich schon hunderte Male im Leben so etwas Ähnliches an diverse Menschen schrieb, fasse ich es im Folgenden ein letztes Mal öffentlich zusammen. Quasi die Allgemeinen Fuchsbedingungen.

Klausel 1: Ausgesprochene Autonomie

Viele Menschen gehen bei mangelnder Erreichbarkeit nicht etwa davon aus, dass jemand außer ihnen selbst vielleicht noch andere Dinge im Leben bewältigt, als nur den Kontakt zu ihnen selbst, sodass eine von ihnen selbst abweichende Umlaufbahn eines ihrer Kontakt-Satelliten direkt eine innere Generalstabssitzung zur Folge hat und infolgedessen selbstverständlich begonnen wird, mindestens alle zehn Minuten neuerliche Nachrichtenraketen auf diesen sich "auf Abwegen" befindlichen Satelliten abzufeuern. Früher hat sicher niemand alle zehn Minuten einen Brief losgeschickt, in dem drei Fragezeichen zu lesen waren. Aber die Beschleunigung bzw. Unmittelbarkeit unserer Kommunikationsmittel verkürzt offenbar die Geduld der Einzelnen. Man könnte von einer sozialkommunikativen Verdummung sprechen, aber das wäre ja eine freche Behauptung.

 

Im Rahmen meiner persönlichen Souveränität behalte ich mir grundsätzlich vor, nicht jedem Menschen zu antworten, der mir schreibt. Mancher mag diesen Umstand als Akt der Unhöflichkeit sehen, doch ich empfinde es als wesentlich unhöflicher zu erwarten, jemandes Zeit in jedem Falle habhaft werden zu können. Menschen mit breitem Webauftritt, vielen Projekten und einem gefüllten Leben fällt es schwerer auf all die eingehenden Nachrichten einzugehen, als einem durchschnittlichen auf dem Sofa mit den Beinen wippenden Konsumenten, der abends „Wer will schreiben? Habe voll lw“ auf Facebook postet, um dadurch Mitleidende eines Systems zu triggern, welches nach betäubender Zerstreuung verlangt.

 

Wenn mir jemand nicht antwortet, denke ich, dass diese Person offenbar gerade sehr beschäftigt oder relativ lustlos ist. In beiden Fällen also nicht schreibt, weil sie gerade nicht schreiben kann oder eben nicht mag. Doch die meisten mir begegnenden Menschen reagieren dann eher mit noch ein paar Nachrichten, mit Smileys, Stickern, Fragezeichen und irgendwann dem Ausruf „Habe ich was falsch gemacht?“. Meine Abwesenheit und das Beschäftigtsein mit meinem Leben werden also als aktives Desinteresse an der betreffenden Person gedeutet.

 

Natürlich geben sich die meisten Menschen selbst eine eigene Sonderstellung. Ich weise darauf hin, dass kein Mensch eine wertvolle Freundschaft aufrechterhalten kann, der zu viele davon zu führen vermutet. Denn wenn einhundert Sonderstellungen bedient werden wollen, kann jeder Einzelne naturgemäß nur einen Krümel vom Kuchen abbekommen. Mein engster Kreis besteht stets aus weniger als zehn Personen. Würde ich von morgens bis abends nur noch in Chats auf einkommende Nachrichten warten, mich deren Beantwortung widmen und dafür mein Leben schleifen lassen, wäre ich nicht mehr der Mensch, für den mich dieser engste Kreis auch im Wesentlichen schätzt.

 

Ich bitte also um Verständnis, wenn ich es mir „dreist herausnehme“, nicht sofort, nicht auf alles und nicht selbstverständlich zu antworten. Der Umstand, dass dieser Text die Allgemeine Fuchsbedingungen getauft wurde, liegt darin begründet, dass der Fuchs ein häufig verwendetes Pseudonym von mir darstellt. Darüber kann man am Schluss des vierten Kapitels in Über mich... einiges nachlesen. Viel mehr gibt es gar nicht zu beachten. So lange man mir meine Freiheit lässt, bin ich ein offener und sehr einfacher Mensch – „einfach“ im Sinne von Unkompliziertheit, nicht Schlichtheit.




Klausel 2: Amouröse Auslegungen

In der heutigen Welt mag der durchschnittliche Mensch kalt und abwesend wirken. In seinen Schwermut erzeugenden eigenen Lebensthemen versunken, wird die Umwelt ausgeblendet, die Empathie heruntergefahren und die Sicht verfinstert. Doch so ist die Welt wie auch der Mensch nicht. Das wird uns nur so vorgelebt und wir nehmen es ohne Hinterfragen an, weil es einfacher ist. Der Mensch gibt Verantwortung gern an geltende Glaubenssätze ab, um so ein gemütliches Leben in relativer Schwerelosigkeit zu genießen. Immanuel Kants Interpretation von "sapere aude" („Wage es, weise zu sein!“) scheint hierzulande größtenteils verloren gegangen zu sein.

 

Ich besitze das Selbstbewusstsein zu behaupten, dass ich höflich, humorvoll, tolerant, gebildet, harmonieschaffend, hilfsbereit, rhetorisch gewandt und aufmerksam bin. Dadurch ergibt sich ein gewisses Charisma, mit dessen sympathieerzeugenden Folgen ich gut leben kann. Diese grundsätzlich jedem Menschen gegenüber angewandte positive Einstellung und das wertschätzende Verhalten werden jedoch, dank der Seltenheit dieser Offenheit dieser Attribute, häufig als romantisches Interesse fehlgedeutet. Ich fühle mich zwar dadurch geschmeichelt, halte es aber doch für fragwürdig, dass Menschen nach wenigen chat-erfüllten Tagen direkt ihren Lebensabend mit mir planen und bitte diejenigen daher, sich kritisch selbst zu hinterfragen, ob eine temporäre hormonbedingte Schwärmerei vorliegt oder sich nach einer gewissen Vorlaufzeit tatsächlich beiderseits Tieferes entwickelt hat.

 

Dies schreibe ich nicht, um mich über irgendwen zu erheben, sondern weil ich dem Entstehen von Missverständnissen aus eigener Erfahrung vorgreifen möchte.




Klausel 3: Kreative Kommunikation

Es kommt schon mal vor, dass fernab der schrecklichen jugendsprachlichen Verballhornung des Deutschen gewisse kreative Neologismen meinerseits genutzt werden, welche ich im Folgenden illuminiere:



 

Liebe Grüße

 

Kitsunaki